Der Ausschuss für Risikobeurteilung (RAC) der Europäischen Chemikalienagentur ECHA hat nun empfohlen, das Weißpigment Titandioxid als „einen Stoff mit Verdacht auf krebserzeugende Wirkung beim Menschen“ durch Einatmen einzustufen. Wir berichteten im Vorfeld bereits darüber.
Auch wenn nun abgeschwächt, halten die deutschen Textilverbände diese Empfehlung aus toxikologischer Sicht für nicht nachvollziehbar und beklagen eine ungerechtfertigte Stigmatisierung dieses auch für die Textilindustrie sehr wichtigen Industrierohstoffes.
Spezifischer Hintergrund ist, dass auf Vorschlag Frankreichs bei der ECHA eine EU-weit harmonisierte Einstufung von Titandioxid als krebserzeugend angeregt wurde. Der französische Vorschlag stützt sich dabei auf Studien an Ratten, denen extrem hohe Konzentrationen an Titandioxid-Staub inhalativ verabreicht wurden. Dies führt zu sogenannten Lungenüberladungen (lung overload) durch das Einatmen von Staubpartikeln.
Alle relevanten Leitlinien der ECHA, der OECD und des Europäischen Zentrums für Toxizität und Ökotoxizität stellen jedoch übereinstimmend fest, dass Ergebnisse aus derartigen Lung-overload-Studien an Ratten nicht auf den Menschen übertragbar sind.
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