Der Vorsitzende der baden-württembergischen Landtagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen, Andreas Schwarz, war Ende März der Einladung von Südwesttextil gefolgt und besuchte die beiden AFBW-Mitgliedsunternehmen Cotonea und Rökona.
Beim Biotextil-Spezialisten Cotonea im schwäbischen Bempflingen tauschte sich der Politiker mit Geschäftsführer Roland Stelzer und Peter Haas, Hauptgeschäftsführer Südwesttextil, über die Chancen und Risiken ökologischen Wirtschaftens und die besondere Problematik im Textilsektor aus.
Roland Stelzer entwickelt seit über zehn Jahren mit einem Biobaumwoll-Projekt den Norden Ugandas. Inzwischen leben viele zehntausend Menschen außer von Biobaumwolle auch von ökologisch angebautem Chili, Sesam, Sonnenblumenkernen – und bald auch Macadamia-Nüssen. „So stelle ich mir Entwicklungszusammenarbeit vor“, betonte Stelzer gegenüber Andreas Schwarz.
Ein weiteres Thema waren die Herausforderungen von „Fast Fashion“ und die damit verbundene Überproduktion von Polyester, was auch die oft undifferenzierte Diskussion über Mikroplastik befeuert. Mögliche Lösungsansätze zur Reduzierung der Ware im Markt wurden diskutiert.
Stelzers Unternehmen Elmer & Zweifel (gegründet 1855) konzentriert sich seit 2003 auf biologisch-faire Baumwolle und die Produktion von Heim- sowie Haustextilien und Oberbekleidung. Unter der Marke Cotonea werden Bett- und Badwäsche, Bettwaren und Babywäsche sowie Bekleidung aus eigenen Bio-Baumwollprojekten hergestellt und vertrieben, und „Cotonea inside“ steht für die Verarbeitung ökologisch-fairer Cotonea-Stoffe durch andere namhafte Markenhersteller. Der Biotextil-Spezialist bezieht seine Biobaumwolle aus eigenen Projekten. Die gesamte Fertigung findet – teilweise in eigenen Betrieben – nach IVN BEST Standards ausschließlich in Europa und der Türkei statt.
Im Anschluss besuchte Andreas Schwarz, begleitet vom stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden und Sprecher für Migration und Integration, Daniel Lede Abal, der für den Landkreis Tübingen im Landtag sitzt, die Rökona Textilwerk GmbH & Co. KG in Tübingen. Das 1956 als Tochterfirma der Gerhard Rösch GmbH (Nachtwäsche sowie Bade- und Freizeitmode) gegründete Unternehmen produziert modernste technische Textilien vor allem für den Automobilbereich sowie die Medizintechnik.
Inhaber und Geschäftsführer Arnd-Gerrit Rösch, der das Familienunternehmen in dritter Generation seit 2005 leitet, und Geschäftsführer Arved H. Westerkamp präsentierten den Grünen-Politikern stolz ihre 7 Mio. Euro starken Investitionen, die 2017 in den Standort geflossen sind: in eine Abluftverbrennungsanlage, einen neuen Spannrahmen und eine neue Wirkmaschine, in zusätzliche Wassertanks sowie in eine neue hochwassersichere Chemielagerhalle. Aufgrund der energieintensiven Produktion am Standort wiesen sie auf die zu hohen Energiekosten in Deutschland, beispielsweise im Vergleich zu Frankreich und den USA. „Das ist ein absoluter Wettbewerbsnachteil“, so Rösch.
Ein weiteres Problem sei die Monopolisierung der Farbstoffe durch Asien. Hier habe Europa schon vor Jahren die Kompetenz verloren – Anbieter und Know-how fehlten komplett. Bei der anschließenden Betriebsbesichtigung konnten die beiden Politiker sich von der Innovationskraft der Produkte überzeugen. Ein für beide Seiten fruchtbarer Austausch, den Südwesttextil mit Vertretern weiterer Parteien in anderen Betrieben wiederholen wird.