Auf der Jahrestagung in Berlin plädierte Ingeborg Neumann, Präsidentin des Gesamtverbandes textil+mode, für eine mutige neue Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Die konjunkturellen Unsicherheiten schlügen bereits voll auf die Unternehmen durch. Im Rahmen der Veranstaltung diskutierte die Textilindustrie mit Annegret Kramp-Karrenbauer und Andrea Nahles.
Die diesjährige Jahrestagung der deutschen Textil- und Modeindustrie in Berlin stand ganz im Zeichen der Unsicherheiten durch die weltweit eintrübende Konjunktur, die die Branche bereits zu spüren bekommt. So forderte die Präsidentin des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie, Ingeborg Neumann, die Regierungsparteien zu einer neuen mutigen Wirtschaftspolitik auf, die die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen stärkt: „Leider hat die Bundesregierung mehr als ein Jahr verloren, um geeignete Rahmenbedingungen für einen der größten industriellen Umbrüche unserer jüngeren Wirtschaftsgeschichte zu gestalten“, kritisierte Neumann. „Wir gehen nicht gestärkt in die konjunkturelle Abkühlungsphase. Eine Entwicklung, die sich noch bitter rächen könnte.“
In ihrer Rede vor rund 150 Teilnehmern an der Jahrestagung erläuterte die Generalsekretärin der CDU, Annegret Kramp-Karrenbauer, ihre Vorstellungen für eine künftige Mittelstandspolitik. Es müsse einen Dreiklang von Reformen in der Steuerpolitik, bei den Sozialabgaben und einen Abbau von Bürokratie geben, so Kramp-Karrenbauer. Mit der Zukunft der Arbeit und den Veränderungen durch die Digitalisierung beschäftigte sich die Partei- und Fraktionschefin der SPD, Andrea Nahles, in ihrem Beitrag zur Jahrestagung von textil+mode. Innovationen werden nach Ansicht der SPD-Vorsitzenden immer mehr mit Daten zusammenhängen. Die Datenwertschöpfung müsse deshalb gestaltet, neue politische Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden.
Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Dieter Kempf, hob die vielfachen Herausforderungen für die deutsche Industrie durch den globalen Wandel hervor. Von den Handelskonflikten und dem Brexit über die ungelösten Finanzierungsfragen der Energiewende bis zur Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen bei der Steuerlast: „Was unsere Unternehmen dringend brauchen, sind Planungssicherheit, Stabilität und kräftiger Rückenwind aus der Politik.“ Pläne aus dem Entwicklungsministerium für ein staatliches nationales Textilsiegel bezeichnete der BDI-Präsident als zusätzliche Bürokratie, einen Ethik-Check, den es zu verhindern gelte.
Um die strategische Aufstellung für das kommende Jahr ging es in den Mitgliederversammlungen des Gesamtverbandes von textil+mode und des Forschungskuratoriums Textil (FKT). Ingeborg Neumann: „Bei allen Herausforderungen und Schwierigkeiten: Wir sind eine Mittelstandsbranche, die in den vergangenen Jahren gezeigt hat, dass sie sich wandeln kann, bei technischen Textilien sogar zum Weltmarktführer wird, die ausbildet und die in den vergangenen Jahren sogar wieder kontinuierlich Beschäftigung aufgebaut hat. Dies dürfen wir bei der anstehenden Tarifrunde nicht gefährden.“ Die aktuellen Forderungen der IG-Metall für die Lohnrunde 2019 passen nach Einschätzung der 1400 mittelständischen Unternehmen der deutschen Textil- und Modeindustrie überhaupt nicht in die Zeit. Vielmehr gehe es jetzt in dieser sehr schwierigen konjunkturellen Phase darum, gemeinsam die textile Zukunft in Deutschland zu sichern.