Der Workshop REACH & Co und die textile Lieferkette am 16. Juni in Hohenstein

Es ist viel Bewegung in der Branche. Industrie 4.0 und die beschleunigte digitale Konversion der Produktion, die Frage nach den richtigen E-Commerce-Werkzeugen und Vertriebskanälen verändern die Geschäftsmodelle der Unternehmen radikal.

Vor großen Umbrüchen steht auch der Bereich des textilen Umwelt- und Schadstoffmanagements. Treiber sind auf der gesetzlichen Seite vor allem das neue EU-Chemikalien bzw. Stoffrecht REACh, das derzeit einen unübersehbaren textilen Fokus entwickelt, als auch die Detox-Kampagne von Greenpeace. Initiativen wie die ZDHC-Initiative, die sich als textiler Industriestandard in diesem Bereich etablieren könnte, als auch das deutsche „Textilbündnis“ sind unübersehbare Zeichen, dass eine neue Zeitrechnung angebrochen ist.

Die Thematik ist spannend, hinreichend „chemisch“ und oft äußerst komplex. Während sich außerhalb der Branche Großunternehmen mit ganzen Stäben an Chemikern und IT-Spezialisten dieser Frage annehmen, ist es für Textiler im Mittelstand schwierig, hier ihre Segel in den richtigen Wind zu bringen. Aus diesem Grund veranstalteten Südwesttextil und die AFBW Mitte Juni unter Leitung des Umweltreferenten Stefan Thumm den Workshop „REACh & Co. und die textile Lieferkette“ an den Hohenstein Instituten in Bönnigheim. Anhand von Vorträgen und anschaulichen, allgemeinverständlichen Beispielen brachten die Referenten der Hohenstein Institute, Dr. Alexander Alpmann und Jörg Diekmann, Direktor Vertrieb International, sowie Stefan Thumm, Südwesttextil, für die interessierten Teilnehmer Licht ins Dunkel.

Schnell wurde durch die Ausführungen ersichtlich: Die Zukunft gehört automatisierten Systemen, die es vor allem dem textilen Mittelständler neben seinem eigentlichen Kerngeschäft ermöglichen, sowohl den gesetzlichen Verpflichtungen als auch den vielschichtigen Kundenanforderungen in diesem Bereich nachkommen zu können. Um die Kosten hierfür im Griff zu behalten, braucht es daher eine Konsolidierung der vielen hundert „Restricted Substance Lists“ auf eine textile Leit-RSL sowie eine Konsolidierung der vielen textilen Standards und Gütesiegeln.

Ein weiterer schwieriger Bereich sind die IT-gestützten Stoff-Compliance-Supplychain-Tools als Funktion der Materialwirtschaft. Auch hier ist vieles in Bewegung. Selbst die Automobilhersteller mit dem oft in diesem Zusammenhang genannten exklusiven IMDS-System stoßen aktuell an viele Grenzen. Die komplexen Anforderungen nach den Vorstellungen der ECHA, die Folgen des EUGH-Urteils in Bezug auf Erzeugnisse und anderer Organisationen sind kaum oder gar nicht abzubilden. Eine allumfassend funktionierende Lösung gibt es derzeit nicht. Die Frage nach dem richtigen System – auch für den textilen Mittelstand – bleibt daher offen und man darf gespannt sein, was sich aus den bereits bestehenden oder im Aufbau befindlichen Systemen entwickelt.

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