SpotON auf Eschler Textil GmbH

Der Raum H2035 des Hauptgebäudes der Technischen Universität Berlin wird als Konferenz- und Seminarraum genutzt. Die Raumgeometrie und die kahlen Wände erzeugten eine so starke Reflexion des Schalls, dass die sprachliche Verständigung und die Konzentrationsfähigkeit bei Vorträgen und Sitzungen extrem beeinträchtigt waren.

In einem interdisziplinären Projekt des Fachgebiets Bildende Kunst, Prof. Dr. Stefanie Bürkle, und des Fachgebiets Bauphysik und Baukonstruktionen, Prof. Dr. Frank U. Vogdt, entwickelten Studierende der Architektur einen innovativen Ansatz für eine ästhetische und akustische Aufwertung des Raums. Der Schallschlucker ist ein skulpturales Objekt, das sowohl akustisch wirksam ist als auch den Raum atmosphärisch positiv gestaltet.

Die Grundidee der Installation entstand aus dem Bild sichtbar gemachter Schallenergie. Wenn Schallwellen die Oberfläche einer Flüssigkeit - in diesem Fall Milch - in Schwingung versetzen, bilden sich charakteristische Wellenberge und -täler aus. Das eingefrorene Bild dieser Bewegung wurde zum Leitbild des Entwurfs. Das daraufhin entwickelte innovative Konstruktionsprinzip ergab bestimmte Anforderungen an die Materialeigenschaften. Ebenso entscheidend waren die notwendige Absorptionsfähigkeit für Schallwellen sowie die strengen Brandschutzvorgaben.

Ziel des Projektes war es, die Nachhallzeit im Raum zu verringern und so die Sprachverständlichkeit zu verbessern. Dafür werden vertikale und horizontale, schallabsorbierende Flächen benötigt, die die Schallwellen zu einem bestimmten Grad absorbieren und so eine für Vorträge und Versammlungen optimale akustische Raumatmosphäre schaffen.

Als Herausforderung galt es, ein geeignetes Material zu finden, welches einen entsprechenden Schallabsorptionsfaktor besitzt. Durch akustische Messungen im Kundt’schen Rohr wurde das Absorptionsverhalten vieler Materialien getestet. Aus den Messdaten konnte nun der Absorptionsfaktor berechnet werden. Damit wurde ermittelt, welches Material in den relevanten Frequenzbereichen den Schall optimal bzw. ausreichend absorbiert.

Eine weitere Hürde stellte das Brandverhalten von Stoffen dar. Die Lösung des Problems bietet ein Verbundstoff, der speziell für diesen Anlass zusammen mit Eschler Textil entwickelt wurde. Durch die Kombination eines elastischen Abstandsgewirkes, einer Rundstrickware und der Pyroshell®-Technologie von Schoeller Textil gelang der Prototyp einer neuen Materialkombination. Dieser Prototyp eines Verbundmaterials erfüllt die Anforderungen hinsichtlich Akustik, Brandschutz, Elastizität und Optik.

Es handelt sich um ein flach liegendes, rollbares Material, das dank seiner elastischen Eigenschaften durch das Verspannen seine dreidimensionale, raumgreifende Form erhält. Die genaue Formgebung wurde beim Schallschlucker durch empirische Ermittlung der Spannungen an einem räumlichen Modell im Maßstab 1:6 bestimmt. So konnte die aufwändige Konstruktion der gewünschten Dreidimensionalität in mehreren Durchläufen entwickelt und in den realen Raum übertragen werden. 

Das Ergebnis kann sich sehen und hören lassen. Nach der erfolgreichen Installation des ästhetisch anmutenden Schallschluckers konnte eine deutliche Verbesserung der Sprachqualität bestätigt werden. 

Weitere Informationen:
Christian Göbel, Christian Göbel Design, info@cgoebeldesign.com
Michael Walz, Eschler Textil GmbH, michael.walz@eschler.de

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